Wie muss das zukünftige Energiesystem Österreichs ausgestaltet sein, um die vollständige Dekarbonisierung zu den nachhaltig günstigsten Kosten zu erreichen? Und wie kann dabei - trotz des stark fluktuierenden Charakters der Energiequellen Wind-, Sonnen- und Wasserkraft - die Versorgungssicherheit Österreichs gewährleistet werden?
Um diese Fragen ergebnisoffen zu beantworten, haben 12 österreichische Energieunternehmen, vielfältig tätig von der Produktion, über Speicherbetrieb, Kraftwerksbetrieb, Netzbetrieb und Versorgung von Endkunden, das Projekt ONE100 gestartet.
Herausforderung
Die Energiewende ist das größte Projekt der Geschichte des Landes. In den kommenden Jahrzehnten erfordert es die Lenkung von Investitionen im dreistelligen Milliarden Euro Bereich – in der Energiewirtschaft und bei Millionen österreichischen Endverbrauchern.
Es bedarf also einer klaren und breit mitgetragenen Vision über die Zukunft des österreichischen Energiesystems, um die zahlreichen künftigen Investitionsentscheidungen aller Beteiligten zu einem stimmigen Ganzen zu vereinen.
Die erforderliche Vision für das künftige, dekarbonisierte Energiesystem Österreichs muss die wesentlichen technologischen Fragen entlang der Wertschöpfungskette der Energiewirtschaft und bei den Energieverbrauchern konkret und greifbar beantworten und von allen relevanten Stakeholdern mitgetragen werden.
Eine solche, breit abgestützte Vision für das künftige Energiesystem Österreichs bedarf intensiven gesellschaftlichen Dialogs. Und jeder Dialog braucht einen Startpunkt.
Das Projekt ONE100 soll einen solchen Startpunkt bereitstellen.
Herangehensweise
Zur Berechnung des optimierten Energiesystems ONE100 wurde das Energiesystem-Planungswerkzeug WALERIE von WECOM eingesetzt. WALERIE ist das marktführende, vollständig datengetriebene System zur regionenscharfen Optimalplanung gesamter Energiesysteme.
- Die Ermittlung des optimierten Energiesystems mit WALERIE erfolgt vollständig im Wege der mathematischen Optimierung (und nicht über Prognosen des Einsatzes oder Nicht-Einsatzes bestimmter Technologien).
- Die Optimierung zielt darauf ab, unter allen für Österreich machbaren, dekarbonisierten und versorgungssicheren Energiesystemen dasjenige zu identifizieren, das nachhaltig die geringsten jährlichen Kosten für die österreichische Volkswirtschaft verursacht.
Ergebnis
- Das vollständig dekarbonisierte optimierte Energiesystem ONE100, verursacht nahezu die gleichen Kosten wie das heutige Energiesystem. Die Kostensteigerung gegenüber 2019 beträgt nur rd. +1%. Die optimale Gestaltung des ONE100 sichert also ein leistbares dekarbonisiertes Energiesystem für Österreich.
- Im optimierten Energiesystem ONE100 trägt ein breiter Technologie- und Energieträgermix zur kostengünstigsten Dekarbonisierung Österreichs bei. Entlang der Energiewertschöpfungskette – von der Bereitstellung der Primärenergie bis zum Endverbrauch – leisten dazu zahlreiche Technologien aus den Bereichen grüner Strom, grüne Gase, grüne Fernwärme und Festbiomassen spezifische, in Summe kostenminimierende Beiträge.
- Die heute noch dominierenden Primärenergieträger Erdöl, Erdgas und Kohle (rd. zwei Drittel Anteil an der Primärenergieaufbringung heute) verschwinden im ONE100 vollständig und werden einerseits durch wesentliche Energieeinsparungen (rd. minus ein Drittel Energieverbrauch gegenüber heute) und anderseits durch CO2-neutrale Energieträger ersetzt.
- Die CO2-neutrale Primärenergie stammt im ONE100 aus vielfältigen, überwiegend (zu 96%) inländischen Quellen: erneuerbarer Strom aus Wasser-, Wind- und Solarenergie wird die bedeutendste Primärenergie, gefolgt von Biomassen.
- Die im volkswirtschaftlich optimierten Energiesystem ONE100aufgebrachte Primärenergie wird vor ihrem Einsatz im Endverbrauch in wesentlichem Umfang Umwandlungs- und Speicherprozessen unterzogen.
- Die gesteigerten Fernwärmemengen werden im optimierten Energiesystem ONE100 durch einen vielfältigen Fernwärmepark mit hoher Quellenflexibilität und wesentlichen Wärmespeicherkapazitäten erzeugt.
- Im volkswirtschaftlich optimierten Energiesystem ONE100 werden Netze für Strom, Methan, Wasserstoff und Fernwärme in wesentlichem Umfang benötigt, auch um die regional verteilte Energieaufbringung mit Speicherstandorten bzw. Verbrauchern zu verbinden.